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Naturräume im Ilm-Kreis

Fünf großflächige Naturraumtypen prägen die Landschaft im Ilm-Kreis und bieten mit Ihrer heutigen Struktur den Tier- und Pflanzenarten sehr unterschiedliche Lebensbedingungen.

Ilm-Saale-Ohrdrufer Muschelkalkplatte

An das Keuperbecken schließt sich die Ilm-Saale-Ohrdrufer Muschelkalkplatte mit der Reinsbergscholle, dem Gosseler Plateau und der Ohrdrufer Platte (300 - 605 m über NN) an. Der Untergrund setzt sich aus Gesteinen der Triasformation zusammen, hauptsächlich aus Röt und Wellenkalk. Vermutlich durch eine Gera-Querverwerfung wird ein Teil des Wassers der Wilden Gera bei Liebenstein in größere Tiefen abgeleitet und laugt Gips- und Salzlagerstätten im Untergrund aus. Bergstürze prägen besonders im Plaueschen Grund und im Kleinbreitenbacher Kessel die Landschaft. Ihre SW-exponierten Wandabstürze und Schutthalden sind mit ihren mosaikartigen Strukturen die Standorte vieler submediterraner Pflanzenarten. Die Muschelkalkplatten weisen viele bedeutende Biotopstrukturen mit einer großen Artenfülle - orchideenreiche submediterrane Xerothermrasen, wärmeliebende Säume, Trockengebüsche, Felsfluren, Streuobstwiesen u.a. - auf. Von großer Bedeutung für den Orchideenschutz sind Kalkmagerrasenkomplexe und die Eichen- und Kieferntrockenwälder. Artenreiche Mittel- und Niederwälder sind nur durch die Weiterführung der bäuerlichen, extensiven Bewirtschaftungsformen zu erhalten. Im Übergangsbereich vom unteren Muschelkalk zu dem darunter anstehenden oberen Buntsandstein (Röt) kommt es im Gebiet zur Ausbildung von Quellplatten und -mulden. So entstandene Hangquellmoore sind bedeutende Standorte seltener Pflanzengesellschaften mit verschiedenen Orchideenarten. Seit einigen Jahren werden diese Flachmoore im Spätsommer einschürig gemäht und konnten dadurch mit ihrer Artenvielfalt erhalten werden.

Innerthüringer Ackerhügelland

Das innerthüringer Ackerhügelland des Thüringer Keuperbeckens (200 - 300 m über NN) nördlich der Kreisstadt wird vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Die Mehrzahl der naturnahen Landschaftselemente fiel in den letzten Jahrzehnten der Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion zum Opfer. Nur wenige sind erhalten geblieben, so Eichen-Buchen-Mischwälder und die subkontinental geprägten Trockenrasen im Drei-Gleichen-Gebiet als bedeutende Lebensraumkomplexe für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Vor allem einer Verbuschung und Wiederbewaldung ist nur durch eine extensive Schafhütung und gezielte Pflegeeingriffe entgegenzuwirken.

Mittlerer Thüringer Wald

Der südliche Teil des Ilm-Kreises gehört zum waldreichen mittleren Thüringer Wald mit seinen jung- und altpaläozoischen Ablagerungs- und Ergußgesteinen und Basalt. Neben den wenigen Resten von naturnahen Bergmischwäldern mit noch einzelnen Tannen stellen die artenreichen Bergwiesen einen der wertvollsten Lebensraumkomplexe dar. Sie sind vorwiegend als Borstgrasrasen, magere Goldhaferwiesen bzw. als Trollblumen-Knöterichwiesen ausgebildet und besitzen wegen ihrer Artenvielfalt eine überregionale Bedeutung.

Paulinzellaer Buntsandstein-Waldland

Südöstlich der Muschelkalklandschaft liegt das Paulinzellaer Buntsandstein-Waldland (200 - 600 m über NN) mit überwiegend forstlicher oder landwirtschaftlicher Nutzung. Kleine Teiche, Waldweiher, Tümpel und vermoorte, mit Torfmoosen besiedelte Quellbereiche und Nassstellen werden durch wasserstauende Lettenschichten herausgebildet. Auf den trockenen Sandböden stocken lichte, zwergstrauchreiche Kiefern- und Fichtenwälder. Hervorzuheben sind auch z. T. kleinflächige und damit sehr empfindliche Biotope über Buntsandstein- und Zechsteinresten am Nordhang des Thüringer Waldes. In den Hochlagen des Thüringer Waldes finden sich die meisten der in Thüringen vorhandenen Hochmoore. Diese Refugien für sehr seltene Pflanzen- und Tierarten sind Dokumentationsobjekte für die nacheiszeitliche Wald- und Hochmoorentwicklung.

Schwarza-Sormitz-Gebiet

Die geologischen Verwerfungen am Langen Berg bei Gehren machen den Wechsel von Rotliegendgesteinen zu den Gesteinsserien des Thüringer Schiefergebirges sichtbar. An der Nordwestflanke des Schwarzburger Sattels beginnt das Schwarza-Sormitz-Gebiet. Im nördlichen Bereich des Westthüringer Schiefergebirges bei Gehren fallen besonders die extrem engen und tiefen Täler des Talsystems der Schwarza auf.