Ilm-Kreis unterstützt Kampagne »Handle jetzt!« der Thüringer Gleichstellungsbeauftragten
Es ist ein Thema, bei dem gern weggeschaut oder hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird: Frauen, die plötzlich mit einem blauen Auge auftauchen oder sich den Arm gebrochen haben, weil sie gestolpert, die Treppe heruntergefallen oder einfach ungeschickt sind. Wenn sich die Vorfälle häufen, hat manch einer ein komisches Gefühl und fragt sich: Stimmt das? Oder steckt da doch mehr dahinter? „Das ist der Moment, aktiv zu werden, Zivilcourage zu zeigen und Unterstützung anzubieten. Auch, wenn sie im ersten Moment vielleicht abgelehnt wird, weil die Scham bei den Frauen vielleicht zu groß ist, um das Bedrängnis öffentlich zu machen“, so Landrätin Petra Enders im Rahmen einer Pressekonferenz im Frauen- und Familienzentrum in Arnstadt anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen.
Am 25. November wird jedes Jahr daran erinnert, dass Frauenrechte weltweit keine Selbstverständlichkeit sind und Frauen leider oft Gewalt ausgesetzt sind. Dabei ist klar: Frauenrechte sind Menschenrechte. Überall auf der Welt. Innerhalb der sogenannten Istanbul-Konvention hat sich Deutschland verpflichtet, auf allen staatlichen Ebenen alles dafür zu tun, dass Gewalt gegen Frauen verhindert und bekämpft und Betroffenen Schutz und Unterstützung geboten wird.
„Wir wollen hier im Ilm-Kreis ein gemeinsames Zeichen setzen – 10 Tage lang machen wir im Rahmen der Kampagne „Handle jetzt“ der Thüringer Gleichstellungsbeauftragten auf Gewalt an Frauen aufmerksam“, so Landrätin Petra Enders und betont:„Auch im Ilm-Kreis ist häusliche Gewalt nach wie vor ein großes Thema. Die Dunkelziffer der Betroffenen ist groß. Allein im vergangenen Jahr wurden 25 Frauen und 22 Kinder aus dem Ilm-Kreis in Frauenhäusern untergebracht. Im Jahr 2022 waren es noch 19 Frauen und 19 Kinder.“
Der Anstieg spiegelt sich auch in den Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik Thüringen wieder. So wurden in Thüringen erneut mehr Fälle häuslicher Gewalt gezählt. 2023 waren insgesamt 6551 Menschen Gewalt durch ihre Partner und Familienangehörigen ausgesetzt. Das sind 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und 22,1 Prozentpunkte als im Jahr 2019. Hier ist es wichtig aufzuklären und Hilfe anzubieten. Auch im normalen Alltag ist Unterstützung gefragt, wenn der Verdacht von Misshandlung naheliegt.
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Betroffenen den Weg in Beratungsstellen oft scheuen. Die Hemmschwelle ist einfach zu groß, denn häusliche Gewalt zieht sich durch alle sozialen Schichten. So setzen wir seit einigen Jahren vermehrt auf digitale Formen der Aufklärung über die einschlägigen Social-Media-Kanäle. Bis zum 25. November wollen wir mit verschiedenen Fragestellungen auf häusliche Gewalt aufmerksam machen“, so Landrätin Petra Enders und verweist auf den Facebook-Auftritt www.facebook.com/lrailmkreis und Instagram-Account www.instagram.com/ilm.kreis.
An jedem Tag der Kampagne steht ein Aspekt besonders im Fokus, z. B. Gewalt zu Hause, Streit der Eltern/das Leid der Kinder, Finanzielle Unabhängigkeit, Digitales Stalken oder sexualisierte Gewalt.
„Der 25. November ist nicht nur ein Gedenktag, sondern auch ein Aufruf zum Handeln. Er erinnert uns daran, dass Gewalt gegen Frauen keine isolierte Problematik ist, sondern ein globales und tief verwurzeltes gesellschaftliches Problem, das in jedem Winkel der Welt vorkommt – oft verborgen, häufig tabuisiert und viel zu lange ignoriert“, sagt Petra Enders und betont: „Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben frei von Gewalt, Angst und Diskriminierung. Wir brauchen einen gesamtgesellschaftlichen Wandel. Bildung, Aufklärung und Sensibilisierung sind entscheidend, um eine Kultur des Respekts und der Gleichheit zu fördern. Jeder von uns kann einen Beitrag leisten – sei es durch das Teilen von Informationen, das Unterstützen von Opferschutzeinrichtungen oder das Eintreten gegen sexualisierte Gewalt in unserem Alltag.
Eine der wichtigsten Fragen ist immer noch: Wohin können Frauen sich wenden, wenn sie Opfer von Gewalt werden? Viele scheuen den Weg zur Polizei – hier können Beratungsstellen Hilfe geben. Im Rahmen des Netzwerkes gegen Gewalt im Ilm-Kreis haben wir eine Übersicht über Anlaufstellung für Hilfe und Unterstützung erstellt – angefangen von der PI Arnstadt-Ilmenau über Frauenhäuser, den Weißen Ring bis hin zu Frauen- und Familienzentren und dem Hilfetelefon unter 08000116016.
Mit der Kampagne wird in ganz Thüringen auf über 200 Beratungsstellen verwiesen, die Hilfe anbieten. Unter www.handle-jetzt.de sind ganzjährig die Hilfsangebote der Kommunen und des Landes einsehbar.
Auch auf der Webseite des Ilm-Kreises gibt es eine Übersicht über Hilfsangebote im Kreis: www.ilm-kreis.de/Ämter/Beauftragte-für-Gleichstellung-und-Seniorenarbeit/Hilfe-bei-häuslicher-Gewalt
V. i. S. d. P. Anke Roeder-Eckert, Büro Landrätin