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08.04.2022

Der »Ilm-Kreis blüht« - Initiative für mehr Biodiversität und Insektenschutz startete in Stadtilm

Zu Spaten und Schaufel griffen Landrätin Petra Enders und Erstklässler der Grundschule im Kirchgarten der Kirchgemeinde Stadtilm, um Bäume zu pflanzen und auf den Wiesenflächen Blumensamen einzubringen. Anlass war der Auftakt der Initiative „Ilm-Kreis blüht“ für mehr Biodiversität und Insektenschutz in der Region. 

„Ich weiß, dass die Kirchgemeinde sich schon lange mit der Neugestaltung des Kirchgartens beschäftigt und eine ökologische Oase inmitten der Stadt schaffen möchte. Umso mehr freue ich mich, dass wir heute hier unsere Initiative starten“, sagte Landrätin Petra Enders zum Start der Initiative am 7. April 2022.

Ein Apfel- und ein Birnbaum, beides alte Sorten aus der Region, sind aber nur der Anfang der Entwicklung des Kirchgartens zu einem kleinen bunten, wilden Paradies für Mensch und Natur. Farbfrohe und artenreiche Wiesen, Staudenbeete, Totholzhaufen, Trockenmauern und ein kleiner Teich werden folgen. Nach und nach wird so der Kirchgarten aufblühen und für viele Insekten Nahrung sowie Lebensraum bieten – und ist damit beispielgebend für die Initiative „Ilm-Kreis“ blüht.

„Viele weitere kleine und große Flächen, angefangen von einer wilden Ecke im Garten über blühende Hecken, farbenfrohe Wegränder, Schutzäcker für seltene Ackerkräuter bis hin zu bunten Wiesen folgen“, betonte sie. Alles vereint unter dem Dach von „Ilm-Kreis blüht“, einer Initiative des Landratsamtes Ilm-Kreis in Zusammenarbeit mit der Natura 2000-Station Gotha-Ilm-Kreis.

Der „Ilm-Kreis blüht“ kann jedoch nur zusammen gelingen – mit den und für die Menschen im Landkreis. Deshalb werden die Projekte für Ilm-Kreis blüht auch immer zusammen mit den lokalen Akteurinnen und Akteuren vor Ort initiiert und von diesen betreut.

Jetzt mitmachen!

Wer Ideen hat oder eine Fläche besitzt, die gern bunter und artenreicher werden könnte, kann sich bei Andreas Mehm, untere Naturschutzbehörde, melden, gern per E-Mail: a.mehm@ilm-kreis.de oder telefonisch unter 03628 738 670). Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde schauen sich die Flächen gern vor Ort an und helfen bei deren ökologischer Aufwertung. Die Unterstützung reicht von der Beratung und Vermittlung geeigneter Partner bis hin zur gemeinsamen Einsaat.  

Hintergrund „Ilm-Kreis blüht“

Auf Initiative des Ilm-Kreises wurde 2020 unter dem Titel „Ilm-Kreis blüht“ begonnen, ein Konzept zu entwickeln, mit dessen langfristiger Umsetzung dem Rückgang der Insekten regional und modellhaft entgegengewirkt werden kann. Als zentrale Maßnahmen sind die Anlage von Blühflächen, Blühhecken, Wegrändern und Schutzäckern vorgesehen. So sollen Lebensräume für Insekten (wieder-)erschaffen sowie bereits bestehende untereinander vernetzt werden. Durch die Förderung von artenreichen Flächen wird sich auch der Anblick unserer Gemeinden ändern. Feldwege im stadtnahen Außenbereich könnten wieder typische Wildkräutersäume aus Blühkräutern und Gräsern bekommen, wie man sie noch aus früheren Zeiten kennt. Gewinnbringend ist zudem eine Verschönerung des Landschaftsbildes durch Blüten und vielfältige Strukturen, was sich u. a. zu Gunsten des Erholungswerts unserer Landschaften auswirkt.

Durch die notwendige Extensivierung der Pflege und Reduzierung des Düngereinsatzes ergibt sich zudem eine Reduktion von Arbeitsaufwand und Pflegekosten.Außerdem wird der verringerte Maschineneinsatz auch zu geringerem Verbrauch an fossilen Brennstoffen führen, wodurch zusätzlich dem Klimaschutzziel Rechnung getragen wird.

Dabei sollen möglichst viele Zielgruppen vereint und in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde Ideen entwickelt und umgesetzt werden, um als Vorbild für andere zu dienen. Mit der Initiative „Ilm-Kreis blüht“ sollen auch altbekannte Denkmuster, wie z. B. „früher war der Wald aufgeräumter“, „Gras darf nicht zu hoch sein“, „Grünschnitt gehört auf die Deponie“, „Brennnesseln und Disteln müssen ausgerupft werden“ infrage gestellt werden. Ebenso wird es darum gehen, Gewohnheiten zu überdenken, Zusammenhänge zu begreifen und das Verhalten daraufhin anzupassen.

Leicht umsetzbare Maßnahmen, wie den Rasen seltener zu mähen, Disteln stehen lassen, Staudenstängel über den Winter zu belassen oder Laubhaufen nicht zu beräumen, haben nicht nur eine positive Wirkung auf Insekten und Kleinsäuger, sondern ersparen auch viel unnötige Arbeit. Dieses Wissen gilt es zu transportieren und zur Überzeugung vieler Menschen werden zu lassen. Alltäglicher Naturschutz kann z. B. durch vereinfachte bildliche Zuordnung von Tätigkeiten zu einer Tier- oder Pflanzenart – Laubhaufen zu Igel oder Distel zu Distelfinken – greifbarer werden und einem spezifischen Ziel dienen.

V. i. S. d. P. Anke Roeder-Eckert, Büro Landrätin